Ein Kellerbrand schreckte gestern Nachmittag den Ortsteil Hagen auf. Ein Rauchmelder löste ein Warnsignal aus, und als die Feuerwehr am Brandort eintraf, leckten die Flammen bereits an der Hausfassade. Foto: Jörn Fries
Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Rathaus verabschiedete Bürgermeister Matthias Kalkreuter Angela Ellerbrok und Britta Steinhauer in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Stadt Lage
Ausdrucksstarke Mimik: Marco Göllner liest nicht einfach nur aus seinem Buch vor, sondern präsentiert die Lektüre so gestenreich und mimisch variabel, dass er beim Publikum Eruptionen der Heiterkeit auslöst. Fotos: Gärtner
siehe auch den Artikel in der LWZ ⇒
Die bunte Welt der Großmutter
Der preisgekrönte Salzufler Autor Marco Göllner liest im Technikum aus seinem Buch "Oma Martha und ich" vor. Mehr als 120 Zuhörer hören ihm gespannt und amüsiert zu.
Von Hajo Gärtner
Ein Buch über die Oma? Wen interessiert denn sowas? Normalerweise kaum vorstellbar, dass Großmutters Alltag auf ein breites Interesse stößt. Wenn ein brillanter Autor aber Blitzlichter auf den Alltag der 60er Folgejahre abfeuert, und das auch noch aus der Frosch-Perspektive, dann wird's spannend. Zwar nennt der Erzähler keine genauen Daten. Einen Anhaltspunkt aber liefert der Umstand, dass Oma Martha immer gleich riecht, und zwar nach "4711". Sie benutzt "Klosterfrau Melissengeist" als Allzweckwaffe gegen Krankheitskeime, lässt ihre Zähne im "Kukident"-Bad nachts im Becher schlafen und pudert alles, was nach Ausschlag aussieht: Baby-Pos genau so wie rote Kinder-Gesichter. Ein vortreffliches Portrait der "Generation Kittelschürze": Die Großmutter sorgt sich um alles und jeden aus ihrer weit gefächerten Salzufler Hausgemeinschaft und hat den familiären Alltag fest im Griff. Unentwegt pudert sie Kinderhintern und "jahrelang das Gesicht meines Bruders", bis sie endlich feststellt: "Das soll woh’ so sein."
Ja, das ist durch und durch ein autobiographischer Roman. Angereichert mit literarischen Kniffen und zugespitzt mit glaubwürdigen, treffsicheren Pointen.
Marco Göllner erzählt in feinen Tönen, mit liebevoller Ironie und zugleich aberwitzig witzig über das matriarchalisch dominierte Leben; niemals wirken satirische Passagen verletzend. Die Landfrauen im Publikum haben ihre helle Freude daran. Tatsächlich hat der Lippische Landfrauenverband die Lesung zusammen mit dem Förderverein der Stadtbücherei organisiert. Fördervereinschef Michael Biermann erklärt den Grundgedanken der Veranstaltung. An Maren Bicker vom Vorstandsteam des Kreis-Landfrauenverbandes gewandt, erläutert er das Prinzip der ungewöhnlichen Kooperation: "Ihr bringt das Publikum und wir liefern das Know how."
Dass die Veranstaltungen des Fördervereins in der Regel viel Publikum ziehen, hat Biermann lange genug erlebt. Doch jedes Mal ist ihm aufs Neue wichtig: "Applaus ist die Belohnung des Künstlers, ein volles Haus die Anerkennung für den Veranstalter", erläutert er seinen Zuhörern.
Marco Göllner startet seinen Auftritt überraschend: mit hoher, zirpender Kinderstimme. Klar, er erzählt vom Familienleben aus der Perspektive seiner Kindheit. "Bleibt das jetzt so?", argwöhnt das Publikum insgeheim. "Natürlich nicht", antwortet Göllner auf die Stimmung, die er präzise erfasst, und fährt mit einer abgrundtiefen Bassstimme fort. Sein Markenzeichen ist die Varianz in der Tonhöhe und Dynamik des Erzähltempos. Außerdem unterstreicht er emotionale Höhepunkte mit einem kräftigen Schlag auf den Tisch, der so manchen im Publikum zusammenzucken lässt. Einschlafen ist hier nicht. Gleich am Anfang bringt Göllner seinen Zuhörern bei: "Wenn ich einen Schluck Wasser trinke, klatscht ihr." Brav hält sich das Publikum bis zum Schluss an diese "Anweisung". Und Göllner hat reichlich Durst. Am Ende jedenfalls gibt's noch mal ganz viel Handgeklapper oben drauf.
Es geht beileibe nicht nur um Oma Martha. Geschwister, Tanten und Onkel geraten gleichermaßen ins Visier der humoristischen Erzählung. Warum ist die Familie so groß? "Sie haben früh rumgemacht, das war in unserer Familie so üblich." Obwohl man gleichtzeitig ziemlich verklemmt war. So will niemand dem kleinen Marco jene Geste wahrheitsgemäß erläutern, die er eher zufällig aufgeschnappt hat: Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu einem Kreis formen und mit dem Zeigefinger der linken Hand rhythmisch durch den Kreis fahren: vor, zurück, vor, zurück. Alle Erwachsenen drucksen herum und können Marcos Neugier nicht befriedigen. Schließlich erklärt ihm jemand, die Geste sei die intergalaktische Begrüßung, mit der man sich im Weltall begegne; und die wendet der Erzähler dann auch gegenüber dem Herrn Pastor an, der allerdings wenig Verständnis für die kosmische Dimension des Fingerspiels aufzubringen vermag.
Unterdessen kommt Oma Martha offensichtlich ganz ohne männlichen Beistand aus, nachdem sie "zwei Ehemänner verschlissen hat". Niemand in dieser großen Familie scheint väterliche Autorität zu vermissen. Ein deutliches Wort von der Großmutter reicht. Hat es in der Nachkriegsgeschichte wirklich ein matriarchalisches Zeitalter gegeben, das nur nicht in die Geschichtsbücher aufgenommen worden ist? Marco Göllner liefert uns eine anschauliche Sichtung davon, wie es vielleicht - irgenwo auf dem Lande? - jenseits der städtisch fokussierten Schlaglichter in großen Familien zugegangen ist.
Die Prä-Boomer im Publikum genossen jedenfalls die Gelegenheit, in stillen Kindheitserinnerungen an die eigene gütige Oma in der "guten alten Zeit" zu schwelgen.
Volles Haus: So sehen die Organisatoren vom Förderverein der Stadtbücherei es gern. Zum Erfolg trägt neben dem literarischen Genuss bestimmt auch der kulinarische bei, mit dem der Förderverein die kulturellen Events effektvoll abschmeckt.
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Rührei im Bett
Ostergeschichte bei den Lesezwergen
Ostern steht vor der Tür, und auch bei den Lagenser Lesezwergen dreht sich bei der nächsten Lesung alles um Hasen, Eier und Hühner. Am Mittwoch, 2. April, um 16 Uhr, liest Kinderbuchautorin Carolin Jenkner-Kruel in der Stadtbücherei Lage eine neue, österliche Geschichte von Milan und Leandra aus Lage, die „Rührei im Bett“ heißt. Nach der Vorlesegeschichte wird wie immer gemeinsam gebastelt.
Die Lesereihe in der Stadtbücherei ist kostenlos und richtet sich an Kinder zwischen vier und acht Jahren sowie ihre erwachsenen Begleitpersonen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Organisiert und finanziert wird sie vom Förderverein Stadtbücherei Lage.
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Jacob Springfeld
liest im Technikum
Jakob Springfeld ist in Ostdeutschland geboren und geblieben – trotz rechter Aufmärsche, Gewalt und Hass. Aufgewachsen ist er in Zwickau, wo das Kern-Trio des NSU – Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe – elf Jahre lang nahezu unbemerkt untertauchen konnte. Als die drei 2011 aufflogen, war Jakob Springfeld sieben Jahre alt. Als Student der Politikwissenschaft kümmert sich der junge Sachse darum, dass die NSU-Geschichte nicht in Vergessenheit gerät und setzt sich für Toleranz und Demokratie ein. Seine politischen Feinde bezeichnen Jakob Springfeld als Nestbeschmutzer. Beleidigungen, offener Hass und Gewaltandrohungen sind an der Tagesordnung, wenn er die Vergangenheit nicht ruhen lässt und sein Thema präsentiert und darüber diskutiert.
Jakob Springfeld tritt am Freitag, 4. April, um 19 Uhr im Lagenser Kulturzentrum Technikum, Lange Straße 124, auf. Auf Einladung des Fördervereins Stadtbücherei Lage stellt er dort sein neues Buch „Der Westen hat keine Ahnung, was im Osten passiert: Warum das Erstarken der Rechten eine Bedrohung für uns alle ist“ vor. Karten gibt es für 10 € in der Buchhandlung Brückmann sowie in der Stadtbücherei. Der Verein hält an dem Abend ein kulinarisches Angebot bereit. Die Buchhandlung Brückmann wird mit einem Büchertisch vertreten sein.
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Im LAGENSER FORUM präsentiert Barbara Gottwald derzeit einige ausgewählte Malereien auf Papier und Leinwand sowie eine fünfteilige Serie mit Collage und Malerei unter dem Motto: RAUSGEHEN!
Die Künstlerin lebt seit 2007 in Lage und betreibt ein Atelier und eine Druckwerkstatt in der Ateliergemeinschaft „e7“ in der Elisabethstraße 7. Weitere Werke der Lagenserin können dort nach Rücksprache gern besichtigt werden.
Ihre künstlerischen Schwerpunkte sind Druckgrafik (Hoch- und Tiefdruck) sowie Zeichnung und Malerei. Natur und Mensch stellen für sie unerschöpfliche Quellen für ihre Arbeit dar. Unter Anleitung namhafter Künstler hat sie sich über 30 Jahre fortlaufend fortgebildet.
Die Ausstellung ist bis zum 22. April 2025 im Bereich des Bürgerservices während der erwei-terten Öffnungszeiten des Rathauses zu besichtigen.
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